Wespen umsiedeln - Wespennester entfernen, ohne zu töten.

Vor Wespen und Hornissen haben viele Menschen wegen ihres unheimlichen Aussehens Angst. Wenn die Tiere aber in Ruhe ihrer Arbeit und der Aufzucht ihrer Jungen nachgehen können, sind sie selbst in der Nähe ihrer Nester nicht aggressiv. Diese Nester sind aber natürlich ab und an dort anzutreffen, wo man sie nicht so gerne antrifft. In Dachstühlen, Rollädenkästen und ähnlichen Wohnungen nahe denen des Menschen. Wie wird man sie nun wieder los?


Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, sind Wespen (und vor allem Hornissen) eine gesetzlich geschützte Tierart und die Lösung, die Tiere mit Insektiziden oder anderen Chemikalien abzutöten, ist daher die bei weitestem illegalste und in meinen Augen auch schlechteste  - wenn auch wahrscheinlich die am weitesten verbreitetste. Für die Umsiedelung oder gar das Töten braucht man bei Hornissen sogar die Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde. In manchen Fällen geht es aber nicht ohne. Dann sollte man diese einholen.

Aber es geht auch anders, ohne ganze Völker der bedrohten Tierart auszulöschen:

Die einfachste Lösung ist die: Geduld. Einfach warten. Denn im Winter dissoziiert so ein Volk in seine Einzelteile und alle Individuen verlassen das Nest, das man dann ganz einfach und gefahrlos  entfernen kann. Dann im nächsten Frühjahr ein wenig aufmerksam sein, ob sich wieder einzelne Wespen (die Königinnen, die alleine den Winter in einem sicheren Versteck wie z.B. einem Mäuseloch verbracht haben) an dieser Stelle aufhalten und diese vom Bau eines neuen Nestes (oft ganz in der Nähe von alten, wenn diese nicht entfernt wurden) abhalten. Die Stelle gut putzen, um anhaftende Pheromone zu entfernen.

Durch einfache Tricks zum Umsiedeln bewegen kann man die Tiere nicht.
Aber man kann sie umsiedeln. Dafür braucht man:

  • Schutzkleidung / Imkerkleidung inkl. Handschuhe und Stulpen
  • einen Umsiedelungskasten
  • einen getesteten und präparierten Staubsauger
  • Klopapier, Draht
  • ein Fahrzeug
  • einen neuen Wohnort für die Tiere

Die Umsiedelung selbst geschieht folgendermaßen:
1) Einen Holzkasten zusammenschrauben, der mindestens so groß ist, dass er das Nest komplett fassen kann. Bei kleinen Nestern gerne so groß, dass das Volk noch wachsen kann. Der Kasten sollte ein Flugloch haben, das zum Transport erstmal fest verschlossen ist. Unter dem festen Verschluss sollte ein lockerer Verschluss mit Toilettenpapier sein, durch das sich die Tiere später selbst freifressen werden. Ein Pappkarton geht auch zur Not.

2) Mit einem Industrieststaubsauger ohne Filter auf einer geringen Saugstärke alle heimkehrenden Sammlerinnen vor dem Flugloch wegsaugen. Achtung, wenn der Schlauch geriffelt ist, können dabei die Arbeiterinnen beschädigt werden. Lieber eine glatte Schlauchinnenseite verwenden. Es kommen noch ca 30-40 Minuten weitere Arbeiterinnen nach Hause, daher kann man in dieser Zeit vor dem Nesteingang den Schlauch einfach installieren.

3) Im Nest selbst befinden sich jetzt noch die jungen, wenig verteidigungsbereiten Arbeiterinnen, die Larven, die Vorräte und vor allem: die Königin. Man kann jetzt den Holraum gefahrlos öffenen, in dem das Nest sich befindet. Das freihängede Nest nun gaaaanz vorsichtig von der Verankerung lösen und möglichst ohne es zu beschädigen in die Transportkiste setzen. Mit etwas Draht und anderen Utensilien kann die Position der vorherigen an der natürlichen Stelle nachempfunden werden. Evtl muss man dabei das Nest etwas stabilisieren, indem man dünne Stäbe (z.B. Schaschlikspiesse) hindurchsteckt. Am besten schaut man sich vorher an, wie so ein Nest aufgebaut ist, damit man weiß, wie die Waben im Inneren der sichtbaren Hülle angeordnet sind. Für den Transport kann man vorsichtig die gesamte Kisten umdrehen, damit die Larven nicht aus dem Waben fallen.

4) Fahrt zu einem mindestens 2 km Luftlinie entfernten Ort (denn diesen Flugradius kennen die Wespen und würden bei näherer Distanz evtl. wieder zurückfliegen).

5) Aufhängen bzw  Aufstellen des Nistkastens. Natürlich wieder vorsichtig richtig herum gedreht. Die Arbeiterinnen werden vor Ort aus dem Staubsauger geholt und auch in den Nistkasten gegeben. Achtung Stechgefahr!!! Schutzkleidung tragen. Dann schnell den Deckel drauf und vor der Heimfahrt nicht vergessen, den festen Verschluss des Fluglochs zu öffnen. Nun fressen sich die Wespen durch das Papier am Eingang und müssen sich dann an ihrem neuen Heimatort orientieren.

BeeObserver wünscht gutes Gelingen bei der Umsiedelung und eine schöne Beobachtung der Wespen - Saison!